Geschichte
Unsere Vereinigung von 1934 bis heute
Junge Berufsleute aus den Branchen Tapezierer-Dekorateur und Sattler-Tapezierer wussten, dass trotz der Krise der Jahre 1932 bis 1934 eine solide berufliche Weiterbildung notwendig war. An Fachschulen in Hamburg und Stuttgart lernten sich solche vorausschauenden Fachkollegen kennen und schätzen. Kollege Edi Hartmann fand offene Ohren für seine Idee, dass wir Fachschüler eine Fachgruppe gründen. Ziele dieser Vereinigung sollten sein: In selbst organisierten Tagungen Erfahrungen auszutauschen und sich in Weiterbildungskursen mit neuen Ideen sowie beruflichem Wissen vertraut zu machen, damit man dem Berufsalltag gewachsen sei.
Am 12. Mai 1934 trafen sich folgende Kollegen zur ersten Zusammenkunft im Restaurant Sonne in Baden: Eduard Hartmann, Zollikon, Charles Kyburz, Bern, Hugo Peter, Wettingen, Eugen Werner, Rheinfelden und Emil Zehnder, Ennetbaden, sowie sieben weitere Fachmänner. Aus dem Protokoll die nachstehenden Auszüge: Tagespräsident Eduard Hartmann gibt Ziel und Zweck der Vereinigung bekannt. Im Laufe der Tagung wurden viele Ideen diskutiert und viele davon auch beschlossen, z. B. aktive Arbeit zur Förderung des Berufes, Mitarbeit in der Schweiz. Tapeziererzeitung und die Herausgabe eines eigenen Mitteilungsblattes, in dem nebst den Mitteilungen der Vereinigung auch fachlich interessante Artikel Platz finden sollen. Eine weitere Idee war, eine immer aktuelle Fachmappe zusammenzustellen, welche unter den Kollegen zirkuliert.
Am Sonntag, den 13. Oktober 1934 traf man sich in Zürich zur ersten Zusammenkunft. Es wurde der Kollege Hartmann als Tagespräsident, Laubi als Sekretär-Kassier und Kyburz als Schriftleiter bestimmt. Hugo Peter mahnte: «Vergesst die Finanzen nicht.» Er schlug vor, einen Betriebsfond zu gründen, in welchen jeder Kollege Fr. 2.– Startkapital einzahlen soll. Die erste Generalzusammenkunft im Restaurant Du Nord in Zürich fand am 26./27. Oktober 1934 statt. 48 Kollegen schrieben sich ins Präsenzbuch ein. Zwölf Entschuldigungen wurden bekannt gegeben. Der Aktuar Max Pfenninger verfasste die Protokolle so interessant, dass es auch heute noch ein Vergnügen ist, sie zu lesen. An der Versammlung wurden Ziel und Zweck der Vereinigung umschrieben. Als Aktivmitglieder können gelernte Tapezierer-Dekorateure, Sattler-Tapezierer und Tapeziernäherinnen aufgenommen werden. Passivmitglieder können dem Beruf nahestehende Personen sein. Gewählt wurden eine Frau und neun Männer. Präsident wurde Hermann Laubi, der nach einem Jahr abgelöst wurde durch Eduard Hartmann. Etwas Zeit brauchte es, bis ein Name für die Vereinigung gefunden war. Man einigte sich auf «Vereinigung ehemaliger Tapeziererfachschüler», kurz VETAFA. Nun begann die eigentliche Arbeit. Man plante und organisierte Kurse, Zusammenkünfte und Exkursionen. Eine junge Vereinigung mit aktiven Mitgliedern begann Formen anzunehmen und zu wachsen.
Die ersten Erfolge zeichneten sich schnell ab. Die Kurse waren gut organisiert und beinhalteten interessante und aktuelle Themen. Deshalb wurden sie gut besucht und brachten immer wieder neue Mitglieder. Den Diskussionen unter den Teilnehmern entsprang manch neue Idee für weitere Kurse. Die Vielfalt der Kursthemen spricht für die jeweiligen Organisatoren und Vorstandsmitglieder. Preis/Leistung, Referenten und Kurslokal mussten wo immer möglich optimal sein. Bis 1970 war der grosse Saal im Restaurant Weisser Wind in Zürich unser Kurslokal. An der Ottikerstrasse konnten wir nachher das Kurslokal des Zürcher Kantonalvereins benützen. Am 2. März 1989 wird als erster Kursverantwortlicher Peter Bollhalder vom Vorstand gewählt. Bis dahin haben immer einige Vorstandsmitglieder gemeinsam die Kurse betreut. Heute werden die Kurse teilweise mit Firmen gemeinsam in deren Räumlichkeiten durchgeführt, dezentrale Räume werden gemietet oder das Ausbildungszentrum der SVIMSA in Selzach wird benützt. Mit Jürg Frei hatten wir während einigen Jahren einen hervorragenden Kurschef, der Geschick und Weitsicht ideal verkörperte. 2003 wurde Monika Tischhauser Kursverantwortliche. Mit viel Liebe zum Beruf und mit Umsicht und Engagement gegenüber den Kursteilnehmern meisterte sie diese Aufgabe souverän. 2012 übernahm Simone Müller diese herausfordernde Aufgabe. Sie organisiert die Kurse mit einer selbstverständlichen Gewissenhaftigkeit und Eigenverantwortung.
Aus dem Mitteilungsblatt wurde eine Fachzeitschrift «Der FACHKOLLEGE». Schriftleiter, Redaktoren und Inserateverantwortlicher fanden sich immer unter den Mitgliedern. Für die sechs Nummern pro Jahr wurden Fachberichte zu den unterschiedlichsten Themen gesucht oder selbst geschrieben. Hinweise auf Ausstellungen und fachlich interessante Veranstaltungen, Infos über neue Produkte und Trends fanden nebst den News aus der Vereinigung stets ihren Platz. Das Editiorial und die «Seite der Vereinigung» sind feste Bestandteile des FACHKOLLEGE. Der FACHKOLLEGE mit seinen aktuellen Fachbeiträgen fand grossen Anklang bei der Leserschaft. Auch mit Hilfe dieser Fachzeitschrift konnten wir regelmässig neue Mitglieder gewinnen. Das Layout unserer Fachzeitung haben wir in regelmässigen Abständen aktualisiert, was ihre Attraktivität laufend steigerte. Sie heisst nicht nur FACHKOLLEGE, sie ist auch ein wahrer Fachkollege. Besonders verdient gemacht haben sich: Eduard Kotz, Dübendorf, Paul Keel, Bad Ragaz, Fredi Hotz, Kilchberg, Jakob Knecht, Locarno und Franz Müller, Schmerikon, der als der aktivste Schreiber von Fachberichten in die WHW-Annalen eingehen wird. Heute leitet in enger Zusammenarbeit mit der Druckerei Wallimann, Beromünster, Kathrin Spycher aus Altnau mit Geschick die Redaktion des FACHKOLLEGE. Ein Teil der Kosten für die Fachzeitschrift wird durch die Mitglieder und Abonnenten getragen. Ohne Inserate wäre die Existenz dieser Fachzeitschrift aber undenkbar. Für die Akquisition der Inserate ist ein Vorstandsmitglied verantwortlich. Keine einfache Aufgabe besonders in Zeiten der Rezession. 1974 übergab Hans Kleiner, Zürich, ein eifriger Schaffer in der VETAFA, die Verantwortung an Markus Zihlmann weiter. Er betreute dieses Amt bis 1998. Sein Nachfolger, Chäp Kubli, hat bis 2003 mit grossem Engagement und Einsatz die nötigen Inserate hereingeholt.
Seit 2003 war Markus Bischof als Inserateverkäufer verantwortlich. Dank seiner grossen Erfahrung und seinen guten Beziehungen trug auch er viel zur Erhaltung des FACHKOLLEGEN bei. An der Generalversammlung 2014 in Lausanne wurde der Wechsel zu einem gedruckten Newsletter abgestimmt und angenommen.
Durch die Umstrukturierung vom Fachkollege zum Newsletter hat der Vorstand entschieden, dass sich der Zeitpunkt optimal ergibt um das WHW-Logo zu aktualisieren und dem heutigen Zeitgeist anzupassen.
Sie sind ein wertvolles Hilfsmittel in der individuellen Weiterbildung. Dieser Überzeugung war auch ein Mitglied unserer Vereinigung. Es muss etwas Besonderes geschaffen werden. Gusti Ritschard aus Interlaken, ein VETAFA-Mitglied der ersten Stunde, ein viel geehrter und ausgezeichneter «Maler der Alpen» und Hauptinitiant des Ballenberg-Museums, schuf zusammen mit Röbi Bühler, Fachlehrer in Bern, 1942 die Stilkunde Nr. 1. Vom gehauenen Steinklotz als Sitzgelegenheit über die Zeit der Ägypter, 3000 vor Chr., bis hin zum Biedermeier 1820 bis 1850 wurden die verschiedenen Epochen in Bild und Text dargestellt und beschrieben. Das 1953 herausgegebene Dekorationswerk wurde von Gusti Rischard und Emanuel Hunziker geschaffen. Der vielseitige Inhalt zeigte 42 verschiedene Fensterdekorationen, Paravents sowie Decken- und Wandbespannungen. Die Arbeitsweisen wurden im Text und mit Werkzeichnungen beschrieben. Sehr viele Darstellungen waren aus Kostengründen farbige Zeichnungen. Heute wären es selbstverständlich Fotos. Die Stilkunde Nr. 2 erschien 1965. Dieses Mal war Gusti Ritschard alleiniger Autor. Der Inhalt zeigt 23 Blätter reine Stiltypen von Möbeln und Innenräumen aus europäischen Ländern. Weiter finden wir 30 Blätter mit Schweizer Bürger- und Bauernstuben. Der grosse Wurf gelang uns 1979 mit dem Werk «Stilkunde für den Innendekorateur». Gerold Erb, Fachlehrer an der Gewerbeschule Zürich, hat dieses hervorragende Buch geschrieben und mit vielen Bildern bereichert. Dieses vielfach im deutschsprachigen Europa verkaufte Stilkundewerk haben wir in zwei Formen auf den Markt gebracht. Zum einen als gebundenes Buch und zum andern als Ringordner. Zitat von Gerold Erb aus dem Jahr 1987: «Für den Unterricht in der Berufsschule sind die Arbeitsblätter nur einseitig mit Text versehen und lose in Ringmappen erhältlich. Die Rückseite ist jeweils kariert und für Ergänzungen und Gruppenarbeiten geeignet. Möge diese Schrift unseren Lehrlingen einen Lehrgang vorzeichnen, der vor allem helfen soll, ihr Interesse an all dem Schönen und Stilechten vergangener Zeiten zu wecken.» In zwei Auflagen wurden insgesamt ca. 2000 Bücher verkauft. Grosses Interesse zeigte die berufliche Fachbuchhandlung in Frankfurt. Gratisexemplare forderten auch Zentralbibliotheken wie Frankfurt und Leipzig an. Episode am Rande: Zum Erstaunen der damals Aktiven erhielt die VETAFA Post aus Moskau. Der etwas dubiose Inhalt lautete sinngemäss etwa so. «Man freue sich, dass wir so eine aktive Berufsgruppe seien und sie würden es schätzen von unserer Berufsgruppe mehr zu erfahren.» Interesse zeigten sie besonders an einer Mitgliederliste. Bei einer Nachfrage im Ostinstitut in Bern war man nicht erstaunt über das Interesse an einer kleinen Berufsorganisation in der Schweiz. Schliesslich befand man sich mitten in der Zeit des kalten Krieges. An einem damals sehr aktuellen Beispiel wurden uns die Hintergründe erklärt. Diese zeigten uns deutlich auf, dass wir mit unserer Skepsis und unserer Vermutung richtig lagen. Wir sandten unsere Unterlagen demzufolge nicht nach Moskau.
Eine schöne Runde mit vier Gründungsmitgliedern zeigte sich an der 50. Generalversammlung 1984 in Agno. E. Hartmann, H. Peter, E. Werner und E. Zehnder, die Herren der ersten Stunde, wurden einschliesslich ihrer Frauen mit Applaus geehrt. Der Präsident Felix Oberholzer dankte all denen, die mit ihrer Mitarbeit im Vorstand oder bei besonderen Aufgaben ihre Zeit und ihr Können unserer Vereinigung zur Verfügung stellten. Am Anlass lebten viele Erinnerungen und Episoden wieder auf. Wie in den meisten Vereinen haben auch wir bei uns im Laufe der Jahre Ehrungen von verdienten Mitgliedern vorgenommen. Die Anzahl der Ehrenmitglieder liegt seit vielen Jahren bei ca. zwölf Personen. Nebst dem Dutzend Ehrenmitglieder haben wir auch Ehrenpräsidenten. Um diese Ehrung zu erhalten, bedarf es schon aussergewöhnlicher Verdienste in unserer Vereinigung. Edi Hartmann war der erste Ehrenpräsident der VETAFA und 1987 kam auch Felix Oberholzer zu dieser Ehre. Jede neue Generation im Vorstand schafft Neues, bringt neue Impulse und setzt andere Prioritäten. Einmal wurde die Mitgliederwerbung grossgeschrieben und man hatte Erfolg. Anstelle der Zahl 160 kam die Zahl 200, bald zählte die VETAFA 250 Mitglieder und mittlerweile sind wir auf ca. 330 Personen gewachsen. Wir konnten viele interessante und aktive Neumitglieder gewinnen, die auch bereit waren, für unsere Sache einzustehen und mitzumachen. Ein anderes Team setzt vermehrt auf Geselligkeit und organisiert Herbstausflüge mit Familienanhang. Für die Organisation war Marcel Geuggis bis 2012 verantwortlich, neu ist dies Urs Schenker der drei bis vier WHW Aktivitäten pro Jahr organisiert. Das sind unter anderem die Winter- oder Herbstaktivität, die Generalversammlung oder den WHW-Jahresabschluss.
Weitere Meilensteine in der Vereinigungs-Geschichte sind:
seit 1991
Permanente Frauenvertretung im Vorstand der VETAFA/WHW
1995
GV in Filzbach GL
2. Statutenrevision (1. Revision 1982)
1997
GV in Zofingen
Die VETAFA wurde in die zeitgemässe Bezeichnung VEREINIGUNG FÜR DAS WOHNHANDWERK (WHW) umbenannt. Der Geist unserer Vereinigung bleibt aber seit dem 12. Mai 1934 immer derselbe und soll auch zukünftig von allen WHW-Mitgliedern so weitergepflegt werden:
– Gelebte Kollegialität
– Aktive Weiterbildung
– Fröhliche Geselligkeit
Für uns ist es eine grosse Freude, dass die VEREINIGUNG FÜR DAS WOHNHANDWERK mit einem guten Geist und einem aktiven Vorstandsteam ins neue Jahrtausend eingetreten ist.
Felix Oberholzer, Oberentfelden
Peter Bollhalder, Kirchberg
Eveline Gasser, Bottighofen
2014
GV in Lausanne, 3. Statutenänderung